Lesen Sie in diesem Artikel:
- Der Mittelstand plant Neueinstellungen
- Viele Beschäftigte sind derzeit wechselwillig
- Männer legen mehr Wert auf Karrierechancen, Frauen auf Unternehmenskultur
- In Zukunft mehr Reverse Recruiting
Der deutsche Mittelstand in der Pandemiezeit
Der deutsche Mittelstand durchlebt in der Pandemiezeit ein Wechselbad der Gefühle, denn einerseits haben Unternehmen etwa aus den Branchen Chemie, Pharma, Maschinenbau und Bauindustrie teilweise volle Auftragsbücher, zum anderen kämpfen Gastronomie, Tourismus und ein Teil des Handels ums Überleben. Auch die Autobranche verzeichnet Umsatzdefizite und leidet unter der Halbleiterkrise. Immerhin bezeichnen mehr als Hälfte (52 Prozent) der Mittelständler ihre Geschäftslage als gut. Das belegt das aktuelle Mittelstandsbarometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young).
Es sind allerdings weniger konjunkturelle Herausforderungen, die den Mittelständler Sorgenfalten auf die Stirn treiben, sondern strukturelle – insbesondere der Fachkräftemangel. Laut EY befürchten 67 Prozent der Befragten, dass sich der Mangel an Fachkräften negativ auf das eigene Unternehmen auswirken könnte. Im Vorjahr waren es noch 54 Prozent.

Mittelständler planen mehr Neueinstellungen
Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden steigt beständig. Das belegen auch die Antworten der EY-Umfrage. Demnach wollen die befragten Arbeitgeber in den kommenden Monaten mehr Neueinstellungen vornehmen: 34 Prozent planen, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen. Nur bei wenigen Firmen (6 Prozent) steht ein Personalabbau an.
Doch wo sollen die dringend benötigen Fachkräfte herkommen? Schon jetzt beklagen 80 Prozent der Unternehmen, dass es ihnen schwerfalle, neue Fachkräfte zu finden. Das Mittelstandsbarometer zeigt: Besonders hoch ist der Anteil bei Mittelständlern aus der Elektrotechnikbranche (94 Prozent), der chemisch-pharmazeutischen Industrie (90 Prozent) sowie der Metallerzeugung und -verarbeitung (88 Prozent). Deutlich entspannter scheint die Lage im Kfz-Bau (66 Prozent) und im Handel (57 Prozent) zu sein.
In der Pandemie überdenken die Menschen ihre Karriereziele
Diese hohe Einstellungsbereitschaft auf Seiten der Unternehmen dürfte den bereits bestehenden Fachkräftemangel noch weiter verschärfen. Gleichzeitig haben wir als Personalberaterinnen in den vergangenen mehr als eineinhalb Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Corona-Krise die Menschen und ihre Jobvorstellungen verändert hat. Denn Defizite im Unternehmen, die schon vor der Pandemie vorhanden waren, treten nun deutlicher zutage – zum Beispiel beim Workflow oder der Kommunikation. Homeoffice und Präsenz im Büro müssen aufeinander abgestimmt und Produktionsausfälle kompensiert werden. Darüber hinaus haben sich durch die Erlebnisse in der Pandemie-Zeit bei vielen Arbeitnehmer*innen die Prioritäten der Work Life Balance sowie Karriere- und Lebensziele verschoben. Das heißt, wer an seinem aktuellen Arbeitsplatz unglücklich oder unzufrieden ist, nimmt das nicht länger hin, sondern sucht sich eine neue Wirkungsstätte oder spielt zumindest konkreter mit dem Gedanken den Arbeitgeber zu wechselt. Das trifft natürlich nicht auf alle Menschen zu, aber doch auf viele. Und genau hier liegt die große Chance für Unternehmen, die Fachkräfte abwerben wollen. Das kann über Active Sourcing, Headhunting, Employer Branding, Mitarbeitende werben Mitarbeitende oder sogar über Reverse Recruiting geschehen.
Reverse Recruiting: Unternehmen bewerben sich
Haben Sie schon mal von dem Begriff Reverse Recruiting gehört? Er beschreibt, worauf es zukünftig in der Personalbeschaffung noch stärker ankommen wird: Der Recruiting Prozess dreht sich um und die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber bewirbt sich bei der Arbeitnehmerin bzw. beim Arbeitnehmer. Also nicht mehr umgekehrt. Inzwischen gibt es sogar schon Reverse-Recruiting-Portale. Es ist also eine weitere Möglichkeit, Kandidat*innen zu gewinnen, die vielleicht noch gar keine Bewerbung geschrieben haben, die aber mit dem Gedanken spielen, den Job zu wechseln. Das tut eine nicht unerhebliche Zahl an Arbeitnehmer*innen, wie eine weitere EY-Umfrage zeigt.
48 Prozent aller Beschäftigten sind wechselwillig
31 Prozent können sich vorstellen, den Job zu wechseln
Fast die Hälfte der Beschäftigten (48 Prozent) ist wechselwillig – so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebung der EY-Jobstudie im Jahr 2015. Davon schauen nur drei Prozent aktiv nach einem neuen Job, 14 Prozent gelegentlich. Aber: 31 Prozent wären nicht abgeneigt, sollte sich eine Gelegenheit ergeben.
Die Hauptmotivation für einen Arbeitgeberwechsel lautet für die Mehrzahl der Befragten (58 Prozent) schlicht und einfach: ein höheres Gehalt. Gut ein Drittel (34 Prozent) würde bei interessanteren Arbeitsinhalten das Unternehmen wechseln. 27 Prozent der Befragten könnten sich einen Jobwechsel vorstellen, wenn der neue Arbeitgeber bessere Möglichkeiten zur Weiterentwicklung böte. Männer und Frauen antworten hier übrigens fast gleich. Größere Unterschiede ergeben sich bei der Frage nach besseren Karrierechancen: 27 Prozent der Männer legen darauf Wert, bei den Frauen sind es nur 21 Prozent. Dafür ist Frauen (25 Prozent) eine bessere Unternehmenskultur deutlich wichtiger als Männern (18 Prozent).
Nutzen Sie die Chance, wenn Sie Mitarbeitende suchen
Conclusio: Relativ viele Arbeitnehmer*innen haben offenbar mit der Arbeitgeberin bzw. mit dem eigenen Arbeitgeber mehr oder minder abgeschlossen: 15 Prozent der Befragten sehen sich in fünf Jahren in einem anderen Unternehmen. Mit der gleichen Position im selben Unternehmen wollen sich nur noch 38 Prozent der Beschäftigten abfinden – der niedrigste Wert seit Beginn der Studienerhebung, wie EY betont.
Und hier sind wir wieder bei der bereits erwähnten großen Chance, die sich aktuell für Unternehmen, die auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden sind, eröffnet. Es fragt sich nur, welchen Weg sie im Recruiting gehen wollen. Wir können dabei helfen und Ihnen verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie neue Fach- und Führungskräfte gewinnen oder aber Ihre bereits vorhandenen guten Mitarbeitenden halten können, zum Beispiel über effiziente Personalentwicklungsstrategien.
Ihr Partner für Fachkräftegewinnung und Personalentwicklung: Wodzak.Littig Personalberatung

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Annette Wodzak-Littig
Ich bin Diplom-Psychologin mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Personal- und Organisationsentwicklung. Als Inhaberin der Wodzak.Littig Personalberatung betreue ich mittelständische Kunden in Franken und ganz Deutschland. Mein Wissen gebe ich gerne im Rahmen dieses Blogs weiter. Haben Sie Fragen? Dann schreiben Sie mir gerne direkt!