Veröffentlicht am 23.08.2021

Im Gespräch: Dr. Petra Beermann, Direktorin für Transfer & Innovation an der Uni Bayreuth

Wir sprachen mit Dr. Beermann, die sich genau wie wir beim BVMW Unternehmerinnen-Award 2021 Oberfranken engagiert, über die Angebote der Universität Bayreuth zum Thema Entrepreneurship, die Gründer:innen-Szene in Oberfranken und die Bedeutung des Awards für Frauen in Leitungsfunktionen.

Lesen Sie in diesem Artikel:

  • Die Arbeit des Instituts für Entrepreneurship und Innovation an der Universität Bayreuth
  • Die Start-up-Szene in Oberfranken
  • Gründerinnen müssen noch mehr unterstützt werden
  • Warum man sich als Jungunternehmerin beim BVMW Unternehmerinnen Award 2021 Oberfranken bewerben sollte

Die Vorbereitungen zum BVMW Unternehmerinnen Award 2021 Oberfranken laufen

Wie bei der Premiere im Jahr 2019 sitzt Geschäftsführerin Annette Wodzak-Littig erneut in der Jury des Wettbewerbs „BVMW Unternehmerinnen Award 2021 Oberfranken“. Zudem sponsern wir als Personalberatung die Auszeichnung für erfolgreiche Frauen in der Kategorie „Startup Unternehmerinnen des Jahres“. Wir sehen dieses Engagement zum einen als Teil unserer Female-Empowerment-Strategie, denn wir wollen Frauen bestärken, ihre beruflichen Ideen zu verwirklichen und sich stetig weiterzuentwickeln. Zum anderen wollen wir explizit mit diesem Preis Gründerinnen auf ihrem Weg zu erfolgreichen Jungunterunternehmerinnen unterstützen.

Entrepreneurship & Innovation

Bei dieser Entwicklung spielen die Universitäten und Hochschulen in Oberfranken eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund haben wir mit Dr. Petra Beermann gesprochen. Sie leitete seit 2014 die Stabsabteilung Entrepreneurship und Innovation der Universität Bayreuth, die im Dezember 2020 ein eigenes Institut bekommen hat. Seitdem agiert Beermann dort als Direktorin für Transfer und Innovation. Vor ihrer Zeit an der Uni Bayreuth wirkte sie sieben Jahre lang in der Wirtschaftsförderung der Stadt Bayreuth, erst stellvertretend und dann leitend.

Das Institut für Entrepreneurship & Innovation vereint die Felder Forschung, Lehre und Transfer. Zentrale Ziele sind: die Umsetzung exzellenter, international sichtbarer Grundlagen- und Anwendungsforschung, der Aufbau von Gründungs- und Innovationsfähigkeiten sowie die nachhaltige Steigerung der Innovations- und Zukunftsfähigkeit von sowohl etablierten Unternehmen als auch neuer Existenzgründungen im Raum Oberfranken.

Wir sprachen mit Dr. Beermann, die sich ebenfalls beim BVMW Unternehmerinnen-Award 2021 Oberfranken engagiert, über die Angebote der Universität Bayreuth zum Thema Entrepreneurship, die Gründer*innen-Szene in Oberfranken und die Bedeutung des Awards für Frauen in Leitungsfunktionen.

Luftaufnahme des Campus der Uni Bayreuth. Quelle & Copyright: Universität Bayreuth

Die Förderung von Unternehmertum

Liebe Frau Dr. Beermann, sie sind Jurymitglied beim Award. Wird es an der Uni noch einen Aufruf zur Teilnahme an dem Wettbewerb geben?

Petra Beermann: Wir wollen im August noch mal einen Aufruf zum Wettbewerb starten, denn es können sich ja auch Startups untereinander empfehlen. Die Empfehlungsschreiben sind nicht aufwendig, und so können sich die jungen Unternehmer*innen gegenseitig unterstützen. Aus meiner Sicht wäre es ideal, wenn die Startup-Community den Wettbewerb in diesem Jahr nutzt, um aus ihrem Netzwerk Kandidatinnen vorzuschlagen.

Was tut die Universität Bayreuth, um die Gründung von Startups zu unterstützen?

Petra Beermann: Unser Institut verknüpft von Anfang an auf einzigartige Weise Lehre, Forschung und Transfer. Das ist wichtig, denn das heißt: Wir warten nicht ab, bis sich am Ende des Tages irgendwelche junge Menschen zufällig dazu entschließen, Gründer*innen zu werden. So hat man es früher oft gemacht. Wir wollen die Studierenden vom ersten Tag an für das Thema „Unternehmertum/unternehmerisches Denken und Handeln“ sensibilisieren. Wir sagen ihnen: Denkt das als Karriereoption mit. Und wenn ihr euch qualifizieren und coachen lassen wollt, dann könnt ihr das hier tun – und zwar über alle Fakultäten hinweg. Bei uns in Bayreuth haben Studierende die Möglichkeit, sich aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenzuschließen, um eine Gründungsidee zu realisieren. Ab 2025 wird das Institut in ein eigenes Gebäude ziehen. Es ist uns sehr wichtig, dass alle Beteiligten künftig an einem Ort zusammenkommen können und eine zentrale Anlaufstelle haben: Studierende, Startups und Wirtschaftsunternehmen. Viele etablierte Unternehmen suchen die Verbindung zu Startups, um sich weiterzuentwickeln – beispielsweise im digitalen Bereich. Das wird in Zukunft an einem Ort möglich sein.

Oberfranken und die Start-up-Szene

Wie beurteilen Sie die Start-up-Szene in Oberfranken?

Petra Beermann: Der bayerische Freistaat hat sehr viel an den oberfränkischen Hochschulen und Universitäten investiert, um den Bereich Startup / Unternehmertum zu unterstützen. Das gilt für zahlreiche Standorte. In Bayreuth, Hof, Bamberg und Coburg gibt es beispielsweise sehr viele Initiativen und Angebote auf diesem Gebiet. Daher sind auch die Gründungen in den letzten Jahren stetig gestiegen und daraus sind teilweise sehr erfolgreiche Unternehmen entstanden. Ein Austausch zwischen unserer Universität und der Hochschule Hof oder etwa der Universität Bamberg findet statt, wird von uns auch gefördert, vor allem, wenn es um gemeinsame Veranstaltungen oder Wettbewerbe geht, wie zum Beispiel beim BVMW Unternehmerinnen-Award.

Für Bayreuther Studierende und die Startup-Szene spielt die räumliche Nähe zur Universität eine große Rolle. Das haben wir in Bayreuth erkannt und werden mit dem Institut für Entrepreneurship und Innovation auf dem Campus ideale Voraussetzungen für Startups und Studierende schaffen. Neben unserem universitären Institut entsteht zudem ein regionales Gründer- und Innovationszentrum, das von der Stadt betrieben wird. So können Studierende, Jungunternehmer*innen und etablierte Unternehmen nebeneinander und miteinander agieren. Das ist neu in Oberfranken. Eine Region bzw. eine Stadt braucht Neuerungen, sprich junge Unternehmen, um sich weiterzuentwickeln. Somit tragen wir mit unseren Neugründungen auch zur Regionalentwicklung bei.

In welchen Branchen bewegen sich die meisten jungen Gründer*innen an Ihrer Uni?

Petra Beermann: Wir verzeichnen über alle sieben Fakultäten hinweg Gründungen. Es kommen zwar viele Studierende aus der Betriebswirtschaft zu uns, aber die Gründungen nehmen auch in den technischen Studiengängen – zum Beispiel 3D-Druck, Künstliche Intelligenz, Games oder im Bereich neuer Energien zu. Dort, wo sich neue technologische Anwendungen und damit auch neue Geschäftsmodelle entwickeln, entstehen auch die Gründungen.

Junge Frauen ermutigen

Wie behaupten sich die Frauen unter den Jungunternehmer*innen? Wenn man sich die Gründungen auf Ihrer Website anschaut, dann dominieren immer noch die Männer das Feld.

Petra Beermann: Das stimmt, doch was die Belegung von Angeboten betrifft oder die Beteiligung in der Community sind die Frauen sehr rege dabei. Die Mehrheit der jungen Gründerinnen ist bislang eher im Bereich Social Entrepreneurship oder bei nachhaltigen Themen zu finden als in typisch technischen Bereichen. Aber ich bin mir sicher, dass sich das mittelfristig ändern wird. Denn die Frauen sind richtig gut. Sie sind sowohl sehr gut strukturiert als auch sehr kreativ. Wir wollen diese Entwicklung zukünftig noch stärker fördern und mehr Studentinnen für unsere Veranstaltungen gewinnen. Zudem laden wir Unternehmerinnen an die Uni, damit sie von ihrem Werdegang und ihrer aktuellen Arbeit berichten. Weibliche Vorbilder sind wichtig.

[…] Die Mehrheit der jungen Gründerinnen ist bislang eher im Bereich Social Entrepreneurship oder bei nachhaltigen Themen zu finden als in typisch technischen Bereichen. Aber ich bin mir sicher, dass sich das mittelfristig ändern wird. Denn die Frauen sind richtig gut. […]

Dr. Petra Beermann

Viele Frauen neigen leider dazu, sich eher im Hintergrund zu halten. Sehen Sie das auch?

Petra Beermann: Ja. Wir müssen noch stärker junge Frauen dazu ermutigen, sich in den Vordergrund zu stellen. Sie sind richtig gut, aber viele von ihnen müssen noch lernen, dies auch kundzutun und selbstbewusster aufzutreten. Leider ist es noch so, dass Frauen sich leichter damit zufriedengeben, in zweiter Position zu stehen. Hieran arbeiten wir durch die Vermittlung von Entrepreneurial Soft Skills, spezielle Formate und unsere Beratungs- und Coaching-Angebote.

Wir als Wodzak.Littig Personalberatung unterstützen ganz bewusst die Kategorie „Startup Unternehmerin des Jahres“, denn wir möchten junge Frauen ermutigen, ihr eigenes Business zu gründen. Was erhoffen Sie sich von den diesjährigen Bewerbungen?

Petra Beermann: Reine Frauengründungen sind leider noch selten, deshalb hoffe ich als Jurymitglied, dass die Anzahl der Bewerbungen steigt und sie die Vielfalt der Branchen in Oberfranken abbilden werden. Außerdem erhoffe ich mir persönlich, dass ich unter den Bewerbungen zahlreiche Gründerinnen finden werde, die aus unserer Universität hervorgegangen sind.

Warum sollte man sich als Jungunternehmerin bewerben?

Petra Beermann: Die Teilnahme an einem Wettbewerb ist eine wichtige Erfahrung, die junge Gründer*innen unbedingt machen sollten. Es hilft sowohl der unternehmerischen als auch der persönlichen Entwicklung, an Pitches teilzunehmen. Solche Erfahrungen sind für den späteren Umgang mit Kund*innen sehr wertvoll. Zudem schafft die Partizipation an dem Wettbewerb Aufmerksamkeit, die wiederum für die eigene Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing wichtig ist. Es lohnt sich also in jedem Fall, teilzunehmen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dr. Beermann.

Weiter Informationen zu dem BVWM Unternehmerinnen Award 2021 Oberfranken finden Sie unter: www.bvmw.de/oberfranken/unternehmerinnen-award/

Die komplette Auslobung des Wettbewerbs BVMW-Mittelstandspreis erhalten Sie gerne auf Anfrage per E-Mail an .

von links: Kerstin Rank, Gewinnerin des Unternehmerinnen Awards 2019, Kategorie Start-Up, Annette Wodzak-Littig; Quelle und Copyright: Nordbayerischer Kurier, Andreas Harbach
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