Veröffentlicht am 10.07.2019

Die IT-Fachfrau – die unbekannte Größe

Der deutsche Arbeitsmarkt für Informatiker boomt. IT-Fachkräfte oder IT-Absolventen werden branchenübergreifend händeringend gesucht. Eine Zielgruppe wird bei der Diskussion um gut ausgebildete Fachkräfte oft vergessen: die Frauen! Laut Statistischem Bundesamt war der Frauenanteil unter den IT-Beschäftigten 2018 mit 16 Prozent nach wie vor sehr niedrig. Das hat verschiedene Gründe: Mädchen und junge Frauen sollten stärker unterstützt werden, sich für MINT-Fächer zu interessieren und einen technologischen Beruf zu ergreifen. Zudem müssten sie auch einen Weg aufgezeigt bekommen, wie sie trotz Kinder Karriere machen können. Denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die größte Karrierebremse für Frauen in der Digitalbranche. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor. Die Anzahl qualifizierter Kandidatinnen ist nach wie vor zu gering. Personalberatungen können auf beiden Seiten vermitteln und helfen, diesen Umstand zu verbessern.

Lesen Sie in diesem Artikel:

  • Fachkräftemangel:
    Die IT-Fachfrau – die unbekannte Größe
  • Fehlende Qualifikation und hohe Gehaltsforderungen
  • Neue Arbeitsmodelle gefragt
  • Weibliche IT-Fachkräfte fördern
  • Beruf und Familie
  • Personalberater können unterstützen
  • Vorurteile ausräumen

Fachkräftemangel:
Die IT-Fachfrau – die unbekannte Größe

Der deutsche Arbeitsmarkt für Informatiker boomt. IT-Fachkräfte oder IT-Absolventen werden branchenübergreifend händeringend gesucht. Das hört sich zunächst positiv an – zumindest aus Sicht der Arbeitssuchenden. Denn insgesamt sind 82.000 Stellen für IT-Kräfte unbesetzt. Das sind fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr, wie eine Studie des Branchenverbandes Bitkom aus dem Jahr 2018 belegt.

Der Grund für den steigenden Bedarf an IT-Fachkräften ist die wachsende Digitalisierung, die viele Entwicklungsfelder angestoßen hat, wie Künstliche Intelligenz, Big Data, Robotic oder Cloud Computing. Ein sehr großes Problem für die deutsche Wirtschaft, da die digitale Transformation zügig voranschreitet, und die Firmen die offenen Stellen im IT-Bereich nicht so schnell besetzt bekommen. Im Schnitt bleiben die offenen Stellen fünf Monate lang unbesetzt.

Fehlende Qualifikation und hohe Gehaltsforderungen

Zu den Ursachen der aktuellen Situation gehören nicht nur fehlende Qualifikationen der potenziellen Bewerber, sondern auch deren Gehaltsforderungen. So geben 76 Prozent der vom Bitkom Befragten an, dass die Bewerber „zu viel Gehalt“ verlangen. Wie weit allerdings Angebot und Nachfrage auseinanderklaffen, hat der Branchenverband leider nicht abgefragt. IT-Fachkräfte sind so begehrt, dass sie sich in der Regel den Job aussuchen können. Das führt dazu, dass gute Kandidaten für Unternehmen kaum zu bezahlen sind.

Noch größere Probleme, diesen Gehaltsvorstellungen nachzukommen, haben mittelständische Unternehmen und der öffentliche Sektor. Meistens machen größere Unternehmen oder Niederlassungen amerikanischer Konzerne das Gehaltsrennen. Außerdem ziehen die Firmen den Kürzeren, deren Standort fernab einer attraktiven Stadt liegt.

Neue Arbeitsmodelle gefragt

Wie also das Problem beheben? Konkurrenz belebt bekanntermaßen das Geschäft, aber wie, wenn gute IT-Fachkräfte Mangelware sind?

Auf jeden Fall müssten die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten ausgebaut und die Anzahl der entsprechenden Studienplätze erhöht werden. Ausländischen IT-Fachkräften sollte der Eintritt in ein deutsches Unternehmen erleichtert werden – auch Zuwanderer. Neue Arbeitsmodelle (Stichwort: agiles Arbeiten) müssten entstehen – vor allem Teilzeitmodelle fehlen vielerorts. Denn eine Zielgruppe wird bei der Diskussion um gut ausgebildete Fachkräfte oft genug vergessen: die Frauen!

Weibliche IT-Fachkräfte fördern

Der Frauenanteil unter den IT-Beschäftigten war laut Statistischem Bundesamt 2018 mit 16 Prozent nach wie vor sehr niedrig.

Zum Vergleich: Über alle Berufe gesehen, machen die Frauen 46 Prozent aus! Und: Der aktuelle Anteil der weiblichen IT-Nachwuchskräfte lässt für die kommenden Jahre nur wenig Veränderung erwarten: So waren 2017 beispielsweise nur neun Prozent der 39.000 Auszubildenden in den Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologie-Berufen Frauen. Mädchen müssten also viel früher bestärkt werden, einen technologischen Beruf zu ergreifen.

Beruf und Familie

Zudem müssten sie auch einen Weg aufgezeigt bekommen, wie sie trotz Kinder Karriere machen können. Denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die größte Karrierebremse für Frauen in der Digitalbranche. Das geht ebenfalls aus einer repräsentativen Umfrage des Bitkom hervor. Der Verband befragte dazu 500 Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche.

Sechs von zehn Personalverantwortlichen sehen die mangelnde Infrastruktur der Kinderbetreuung als Grund für den geringen Frauenanteil in Führungspositionen in der ITK-Branche. Mehr als die Hälfte der Befragten nennt Hürden beim Wiedereinstieg: Zu den entscheidenden Faktoren gehören zum Beispiel der fehlende Kontakt zum Unternehmen während der Elternzeit, ungünstige Arbeitszeiten und eine nach wie vor vorherrschende Präsenzkultur.

46 Prozent der Umfrage-Teilnehmer weisen auf das hin ‒ was wir bereits herausgestellt haben ‒ die mangelnde Förderung von Mädchen in MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 45 Prozent der befragten Personaler geben außerdem an, dass in den Unternehmen männliche Kollegen gegenüber ebenso leistungsfähigen Kolleginnen bevorzugt werden.

 

Personalberater können unterstützen

Neben der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehen die Personalverantwortlichen aber auch Probleme bei der Auswahl weiblicher Führungskräfte. So sagen 61 Prozent, dass die Anzahl qualifizierter Kandidatinnen zu gering sei – ein Umstand, den wir auch bestätigen können. 47 Prozent führen eine schlechtere Selbstvermarktung von Frauen als Grund für den geringen Anteil weiblicher Führungskräfte in der Branche an.

Ein Problem, das man leicht mithilfe eines externen Personalberaters lösen könnte. Denn unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, geeignetes Personal für unsere Kunden zu finden, sondern auch die potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten entsprechend gut auf die Job-Interviews vorzubereiten und sie in Bezug auf die Eigenvermarktung zu coachen.

 

Vorurteile ausräumen

Wir können auch versuchen, Vorurteile aufseiten der Arbeitgeber auszuräumen. Denn trotz aller Emanzipation halten weiterhin einige Unternehmen an traditionellen Rollenbildern fest und die schließen eine IT-Fachfrau im Betrieb nicht ein. Das bestätigen auch die befragten Personalverantwortlichen der Bitkom-Studie. Immerhin noch jeder Fünfte sieht darin einen Grund, warum der Anteil von Frauen in Führungspositionen so niedrig ist. In solchen Fällen versuchen wir als Vertreterinnen der Arbeitssuchenden, mit der Qualifikation und dem Charakter der Kandidatin zu überzeugen und geschlechterspezifische Hürden, die der Vergangenheit angehören sollten, zu überwinden.

In Bezug auf die Verbesserung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind Wirtschaft und Politik gefragt. Flexible Arbeitszeitmodelle (z. B. Jobsharing oder Teilzeitmodelle) und der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen sind nur zwei praktikable Möglichkeiten, um diesen Missstand zu beheben. Die Work-Life-Balance avancierte in den vergangenen Jahren zu einem der zentralen Themen in der Arbeitswelt. Derzeit werden viele neue Arbeitsmodelle diskutiert und ausprobiert. In unserem Blog widmen wir uns regelmäßig den verschiedenen Aspekten der Work-Life-Balance.